Was ist Wicca? Einführung in Wicca
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Viele religiöse Richtungen, die außerhalb oder am Rande der großen Religionen praktiziert werden, werden oft in Verbindung mit dem Okkulten gesehen, obwohl die meisten von ihnen – einschließlich Wicca – eigentlich nichts anderes als eine andere Art Religion sind. Betrachtet man die Geschichte unserer Vorfahren, kann man sehen, dass es viele dieser Praktiken schon Jahrhunderte vor den heute anerkannten Mainstream-Religionen gab.
Was ist Wicca? Woher stammt Wicca?
Die Wicca-Religion gilt als ein relativ neues Konzept, hat jedoch mehr als nur ein Standbein in antiken und vorwiegend heidnischen oder auch neuheidnischen Ritualen. Wie bei den meisten anderen Religionen oder Arten der Gottesverehrung besteht die grundlegende Bestimmung des Wicca darin, gute Taten zu vollbringen, die ausschließlich auf wohlmeinenden Absichten beruhen.
Die Wicca-Religion, die manchmal auch als heidnische Hexenkunst bezeichnet wird, wurde 1954 durch den Briten Gerald Gardner einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Es dürfte für viele überraschend sein, dass Wicca eine eher zeitgenössische Religion ist, die in enger Verbindung mit unserer heutigen Gesellschaft steht.
Die unterschiedlichen Aspekte von Wicca
So sieht sich Wicca beispielsweise sehr mit der Erde und dem Schutz der Umwelt verbunden. Es ist zudem eine Religion, die die Bedeutung des Femininen bewahrt, indem sie sowohl männliche als auch weibliche Gottheiten verehrt, wobei es auch Wicca gibt, die ausschließlich eine Göttin verehren. Diese zwei simplen Beispiel zeigen, weshalb die spirituellen Praktiken der Wicca-Religion für die Menschen unserer modernen Gesellschaft anziehend sind, in der der Schutz unseres Planeten und der nach wie vor aktuelle Kampf der Frauen um Gleichberechtigung von den Mainstream-Religionen oft ignoriert werden.
Ein weiterer Aspekt, den die Menschen in unserer heutigen Gesellschaft attraktiv finden, und der insbesondere die jüngeren Generationen anspricht, ist die Auffassung, dass wir nach unseren Handlungen und nicht nach unseren Worten beurteilt werden sollten. In den Praktiken der Wicca wird dies weniger durch schriftliche Anleitungen als durch die ganz persönlichen Entscheidungen der Anhänger erreicht. Es geht nicht darum, große Reden zu schwingen, sondern zu handeln.
Auch der Umgang mit Sexualität passt ins 21. Jahrhundert, denn die Wicca glauben daran, dass die sexuelle Identität – welcher Art auch immer sie sein mag – kein Geschenk Gottes, sondern der Göttin ist.
Es gibt also mindestens vier Philosophien, die mit modernem Denken absolut kompatibel sind: der Schutz unserer Umwelt, die Bedeutung der Frau, die eigenverantwortliche Steuerung unseres Verhaltens und das Recht, jene sexuelle Identität auszuleben, mit der man sich identifiziert. Es sollte also nicht verwundern, dass Wicca in einem Maße an Popularität gewinnt, von dem die großen Religionen nur träumen können.
Die Geschichte der Wicca-Religion
Obwohl die Öffentlichkeit erst in den 1950er Jahren durch Gerald Gardner von Wicca erfuhr, gab es diese Glaubensrichtung bereits seit einigen Jahrzehnten in Form einzelner Zirkel, die überall in ganz England praktizierten.
Wicca wird oft als eine heidnische Religion gesehen und als neuheidnisch bzw. neopaganistisch bezeichnet. Das bedeutet, dass es sich um eine moderne Religion handelt, die auf uralten Glaubensrichtungen basiert. Die Zirkel, die es vor Gardner gab, zeigen, wie tief diese Form der Gottesverehrung in der Einbeziehung des Femininen verwurzelt ist.
Gerald Gardner und Wicca
Gardner machte die Bekanntschaft einer Gruppe von Hexen, die als Zirkel von New Forest bekannt ist, und lernte später zahlreiche Hohepriesterinnen kennen. Bevor Gardner an die Öffentlichkeit ging, war dieser Zirkel von New Forest eine im Geheimen existierende Gruppe, und bis heute gibt es Menschen, die bezweifeln, dass er überhaupt existiert hat.
Gardner verkündete damals, dass der Zirkel eine wieder aufgetauchte antike Religion praktiziere, die viele Jahrhunderte geheim gewesen sei. Viele stellen dies in Frage und betrachten die Gruppe als Vertreter einer neuen Religion, die sich irgendwann im frühen 20. Jahrhundert entwickelt hat. Doch ganz gleich, ob alte oder neue Religion – im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass zumindest die Grundlagen des Wicca auf antiken Formen der Gottesverehrung basieren, auch wenn sich nicht feststellen lässt, auf welcher genau. Vor einiger Zeit tauchten zudem neue Beweise auf, die vermuten lassen, dass Gardner tatsächlich die Wahrheit über den Zirkel von New Forest und dessen Existenz in einem frühen Zeitraum des 20. Jahrhunderts gesagt hat. Verschiedene Personen, vor allem Frauen, wurden in mindestens zwei Büchern erwähnt. Es scheint also, dass zumindest ein Teil von Gardners Geschichte der Wahrheit entspricht und er nicht einfach nur – was damals vermutet, wurde – versuchte, die neue spirituelle Richtung aus ‘Werbezwecken’ auf aufsehenerregende Weise zu präsentieren.
Ein Teil des Problems bestand darin, dass davon ausgegangen wurde, dass Wicca sich aus den Hexenkulten entwickelt hatte. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war die Theorie entstanden, dass bei den Hexenjagden des 16. und 17. Jahrhunderts keine Unschuldigen ermordet wurden, die ihr Leben aufgrund einer Massenhysterie verloren (wie von Historikern allgemein anerkannt), sondern dass die Getöteten tatsächlich zu einem Kult von Hexen gehörten. Diese Theorie gilt aber inzwischen als reine Sensationsmache einiger Autoren, die sich davon größere Bekanntheit versprachen.
Sicher ist jedoch, dass Wicca im Grunde eine matriarchale Gesellschaft ist, die einen Schwerpunkt auf die Gleichheit der Frau setzt bzw. zumindest die Ungleichheit der Geschlechter außer Kraft setzt. Das bedeutet, dass anders als in den meisten Mainstream-Religionen die Macht in gleichem Maße einer Frau wie einem Mann verliehen wird, da beide Geschlechter ihre jeweiligen Vorzüge haben und als gleichwertig betrachtet werden.
Missverständnisse und Reputation
Leider hat sich Wicca teilweise auch den Ruf erworben, im Zusammenhang mit negativen, bösen Kräften der Hexerei und des Okkultismus zu stehen. Dies beruht jedoch nicht nur auf Einflüssen aus der viktorianischen Zeit, in der man darauf versessen war, mit den Toten zu kommunizieren und sie auferstehen zu lassen, sondern auch auf Fernsehsendungen der 1960er und 70er Jahre. Damals wurde Wicca in den meisten englischsprachigen Ländern einschließlich der USA durch die vom Zeitgeist beeinflussten TV-Programme und Filme bekannt.
Heute haben die meisten Wicca nicht nur die Reputation der Hexerei sowie den Drang nach Bekanntheit und Effekthascherei abgelegt, sondern praktizieren auch eine Religion, deren Popularität stetig zunimmt. Dies könnte vor allem daran liegen, dass die meisten wichtigen Konzepte der Wicca-Religion trotz ihrer antiken Ursprünge mit aktuellen Interessen übereinstimmen.
Wicca und die Wichtigkeit der Jahreszeiten
Ein weiterer Aspekt der Wicca-Religion, der seine Wurzeln in unserer Vergangenheit hat, ist die Bedeutung der Jahreszeiten – ein Konzept, dem die heutigen Generationen mehr Wertschätzung entgegenbringen sollten. Die Wicca feiern die Jahreszeiten auf die Art und Weise, wie es bereits unsere Vorfahren taten – und tun mussten, denn die Kenntnis vom Verhalten der Natur bedeutete Nahrung und Überleben. Für die Menschen von heute kann es eine neue Wertschätzung dafür bringen, wie unser Planet funktioniert und das auf ihm existierende Leben erhält.
Obwohl Wicca als eine moderne Religion gilt, müssen wir auch bedenken, dass Gardner Konzepte und Philosophien einbezog, die lange vor seiner Zeit aktuell waren. Wicca ist eine Religion, die zwar auf antiken heidnischen Vorstellungen beruhen mag, deren Konzepte aber für die moderne Menschheit immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Wenn du beim Gedanken an Wicca eine Verbindung zu den Kräften des Bösen und Schwarzer Magie herstellst, solltest du deshalb nicht vergessen, dass diese Betrachtungsweise mehr mit Hollywood als mit der Realität zu tun hat. In Wirklichkeit ist Wicca eine religiöse Richtung, die dem modernen Menschen und dem Planeten von Nutzen ist.
Richtungen der Wicca-Religion
Obwohl es in der Wicca-Religion eine Reihe von Grundsätzen gibt, bestimmt jeder Zirkel selbst über seine Rituale und Regeln. Die Möglichkeit zu lernen, sich zu entwickeln und zu wachsen wird jedoch mit einbezogen. Das bedeutet, dass die Wicca in der Ausübung ihrer Religion auch ein gewisses Maß an Flexibilität zulassen.
Die unterschiedlichen Richtungen
Die von Gerald Gardner entwickelte Richtung, die Gardnerianisches Wicca, wird von den von Gardner höchstpersönlich aufgestellten Regeln bestimmt und basiert in großem Maße auf dem Familienprinzip.
Das Alexandrische Wicca entwickelte sich in den 1960er Jahren und verlangt von den Wicca häufig, ihre Rituale unbekleidet durchzuführen. Diese Praxis löste anfangs – und teilweise noch heute – viele Kontroversen aus.
Neben diesen beiden Richtungen gibt es noch zahlreiche weitere, von denen die meisten als sehr traditionell gelten. Es gibt starke keltisch-druidische Einflüsse, die die Konzentration der Wicca-Religion auf die Elemente und Kräfte der Natur begründen. Religiöse und spirituelle Richtungen, die auf diesen Grundlagen basieren, haben oft ein großes Interesse an traditioneller Heilung und Naturmedizin. Zudem legen sie viel Wert auf die Elemente der Magie und nutzen bei der Ausübung von Riten und Ritualen oft elementare Energien.
Die Entwicklung und Verbreitung
Da Wicca erst seit den 1950er Jahren bekannt ist, muss man es als eine Religion betrachten, die noch im Entstehen ist. Bis 1951 gab es in England – wo sie als erstes populär wurde – noch Gesetze gegen Hexerei. Erst danach konnte Gardner seine Beteiligung an der Wicca-Religion öffentlich machen.
Nachdem Wicca den Weg nach Amerika gefunden hatte, fand es dort sofort zahlreiche Anhänger, und es entstanden viele neue Richtungen. Die meisten von ihnen basieren auf dem Gardnerianischen Wicca, doch einige orientieren sich eher an der modernen Gesellschaft. Zum Beispiel The Reclaiming Collective, eine Gruppe, die 1980 in San Francisco entstand und sich stark im politischen Aktivismus engagierte.
Andere Richtungen sind vor allem feministisch orientiert, wobei manche Gruppen eine männliche Beteiligung sogar komplett ausschließen, obwohl einige Wicca argumentieren, dass dies das Potential für einen weiteren Zulauf begrenzt.
Die Rolle und Wichtigkeit der Frauen
Zweifellos haben Frauen in der Wicca-Religion anders als in den meisten Mainstream-Religionen nicht nur den gleichen Wert wie Männer, sondern auch die gleiche Macht. Die meisten Richtungen verehren mindestens eine Göttin und manchmal auch einen männlichen Gegenpart. Dieser auf die Stärke des Femininen gerichtete Fokus dürfte ein Grund dafür sein, dass Wicca in der westlichen Welt immer populärer wird.
Menschen, die wenig über Wicca wissen, sind oft der Auffassung, dass die Anhänger sich intensiv mit Magie beschäftigen. Doch dies ist nicht immer der Fall. Gruppen wie The Reclaiming Collective oder Richtungen, die tief in keltischen und druidischen Praktiken verwurzelt sind, praktizieren Magie intensiv. Andere wiederum, beispielsweise die Anhänger des Eklektischen Wicca, praktizieren überhaupt keine Magie. Sie haben keine Initiationsriten, agieren nicht im Geheimen und haben keine Hierarchie. Damit befindet sich diese Form des Wicca zwar weit außerhalb der ursprünglich von Gardner und seinen Nachfolgern eingeführten Strukturen, ist aber derzeit extrem populär und zeigt keinerlei Anzeichen für einen Mitgliederschwund.
Wicca lernen und leben
Wer sich für Wicca als spirituellen Weg interessiert und nach den allgemeinen Konzepten und Glaubensgrundsätzen dieser Religion leben möchte, sollte sich auch über die Solitaires informieren. Wie der Name es bereits vermuten lässt, praktizieren diese Wicca ganz für sich allein, ohne in einen bestimmten Zirkel integriert zu sein oder einer bestimmten Richtung anzuhängen. Sie halten sich an die Überzeugungen der Wicca-Religion, leben aber alle spirituellen Praktiken, Magie, Riten und Rituale als freifliegende Hexe aus.
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